Ok, ich gebs zu, Radfahren ist doch geil

34 Jahre lang hab ich in den Bergen gewohnt, Radfahren war immer saumäßig anstrengend, weils nur bergauf oder bergab ging und ich hab auch nie den Sinn gesehen mir ein anständiges Bike zu kaufen weil der Gedanke war „wenn ich aufn Berg will, kann ich auch einfach zu Fuß gehen“. Meistens ist man dann bergauf zu Fuß auch noch viel flexibler und es ist weniger anstrengend. E-Bike kam nie in Frage, die Blöße wollt ich mir mit jungen Jahren einfach nicht geben, wenn schon Motor dann Benzin und dann kanns auch gleich ein richtiges Motorrad sein.

Vor paar Monaten kam ein Umzug ins Alpenvorland/Hügellandschaft. Hier braucht man für nen anständigen Berg mindestens 1-2h PRO Richtung um mal bei nem 2000er zu sein, die Stadt ist genial, aber ständig aufs Auto angewiesen zu sein für eine anständige Cardioeinheit ist halt auch nervig und mühsam.

Aber hier fahren sehr viele Leute Rad. Nagut, Radfahren ansich kenn ich ja noch aus Tirol, von A nach B in der Stadt mit irgendwelche billigen Kraxn die quietschen und knarzen, da war ich auch noch dabei, aber mal ein richtiges Rad hatte ich nie unterm Arsch. Vor paar Monaten hat mich dann ein Freund paar Runden auf seinem Gravelbike drehen lassen und das war ein Moment der Erleuchtung. Klar, so ein Ding kostet schonmal gut 1500-2000€ im Einsteigerbereich, aber die Übersetzung angenehm, die Bremsen greifen sauber, die Gangschaltung funktioniert und beim Umschalten reißts einen nicht halb vom Sattel weils butterweich übergeht zum nächsten Gang. Schnell ist man auch damit und es fühlt sich alles in allem einfach toll an.

Paar Wichen später also hab ich auch mal bisschen Geld in die Hand genommen und oh Wunder, es gibt einen Unterschied zwischen einem 2000€ Bike und nem billigdorfer 150€ Drahtesel.

Bisher war ich zu 50% Luftsportler (Paragleiten und Fallschirmspringen), zu etwa 30% Schneesportler (Snowboard, Skitouren) und der Rest hat sich aufgeteilt in Klettern, Wandern etc.pp. Aber ich muss sagen, das Radfahren mit dem Gravelbike, auch wenn Puristen schimpfen dass ein Gravel weder Fisch (Mountainbike) noch Fleisch (Rennrad) ist, für mich war das Ding die Erleuchtung mich endlich mit dem Radsport anzufreunden und seit ichs hab sitz ich fast jeden Tag für mindestens eine Stunde aufm Rad. Morgen gibts die erste 80km Tour und ich freu mich schon tierisch mit dem Ding mal in ein andres Land zu fahren. Von daher, auch wenns Leute gibt die meinen das Gravelbike ist neumodisches Graffl das keiner braucht und grad im Hype steht, ich denk für viele ists der Einstieg in den Radsport und ich kann mir jetzt durch die positive Erfahrung auch durchaus vorstellen, dass in Zukunft auch noch ein anständiges Rennrad und Mountainbike dazukommen.

Tl;dr: Radfahren macht erst dann Bock wenn man mal anständige Ausrüstung hat!